Was glauben wir da eigentlich?

Nach einer längeren (studienbedingten) Pause wage ich mich heute endlich mal wieder ans Schreiben. Heute ist ohnehin ein Abend, an dem man sich mit eher eingeschränkten Alternativen zur Abendgestaltung abfinden muss – die religionskritischen Leser ahnen sicherlich, worauf ich anspiele. Doch keine Angst, ich verschone eure Nerven von meinen Ausführungen zum Thema „Karfreitag und Tanzverbot“.

So ganz ohne Bezugnahme auf den anstehenden religiösen Feiertag komme ich heute aber trotzdem nicht aus – allerdings möchte ich die Sache mal aus einem anderen Blickwinkel betrachten. Statt praktischer Überlegungen zu der Frage, inwiefern der Glaube mancher Leute durch die Lebensgestaltung anderer gestört wird (und die Lebensgestaltung der zweiten Gruppe im Tanzverbotsfall auch durch den aufgezwungenen Glauben der ersten Gruppe?), möchte ich mal einige eher theoretische Überlegungen anstellen. Statt mich also inhaltlich damit zu befassen, was manche Menschen glauben und andere nicht, möchte ich lieber die Frage in den Raum stellen, von welcher Art eigentlich die Dinge sind, die wir glauben, wenn wir etwas glauben.

Nehmen wir einmal an, wir glauben, dass an Ostern der Osterhase kommt. Glauben wir dann den Satz, das sprachliche Gebilde „An Ostern kommt der Osterhase“?.

Das scheint zunächst einmal eine ganz passable Lösungsmöglichkeit zu sein. Aber was ist dann mit dem Satz „At Easter, the Easter bunny comes over“? Irgendwie wollen wir diesen Satz dann ja auch glauben, weil er das aussagt, was wir meinen. Andererseits müssen wir uns dann fragen, ob wir mit diesem Argument nicht auch davon ausgehen müssten, dass wir Sätze in Sprachen glauben, die wir gar nicht verstehen.

Eine Alternative ist die Behauptung, dass wir nicht sprachliche Gebilde glauben, sondern eben Inhalte (oder Propositionen). Dann glauben wir nicht mehr das sprachliche Objekt „Morgen kommt der Osterhase“ , sondern wir glauben, dass morgen der Osterhase kommt. Diese Idee funktioniert sprachunabhängig und scheint deshalb etwas besser dazustehen als die zuerst vorgeschlagene Lösung. Allerdings drängt sich hier die Frage auf, was solche Propositionen eigentlich sein sollen.

Das war jetzt eine fast schon entstellend vereinfachte Darstellung eines bekannten philosophischen Problems und deshalb möchte ich hier auch gar nicht den Anspruch erheben, von dieser Darstellung aus fachlich in die Tiefe gehen zu können. Was mich aber interessieren würde, ist euer erster (quasi vorphilosophischer) Impuls zu dem Thema. Findet ihr es unproblematisch, die Existenz von Propositionen anzunehmen? Sagt euer Bauchgefühl euch vielleicht, dass alles Denken und Glauben sprachbasiert ist? Oder tendiert ihr in irgendeine andere Richtung?

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